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Vom Schatten ins Licht - Wie ein Hof um sein Überleben kämpft

Autorenbild: SabrinaSabrina

Aktualisiert: 10. März 2022

Kennst du das Gefühl, dass dich eine Energie so sehr gefangen nimmt, dass es - obwohl du versuchst davor wegzulaufen - dich immer näher an sich heranzieht? Das ist der Hilferuf der Schatten, die sich nach dem Licht sehnen. Das ist meine Geschichte von Narla.....


 

Als ich das erste Mal von diesem Hof erfuhr, war ich ein kleines Mädchen, das gespannt den Geschichten seiner Urgroßeltern und Großeltern lauschte. Seit vielen Generationen befindet sich der Hof in Familienbesitz. Viele Generationen lebten auf diesem Hof und genau so viele Geschichten bekam ich zu hören. Selten wurde etwas Gutes erzählt. Es waren Geschichten aus einer dunklen Zeit, in der meine Familie - so wie viele andere Menschen auch - ums Überleben kämpfte. Geschichten von Krieg, Verfolgung und Plünderung. Familiendramen voller Tränen, Leid und Tod.

Es sind eben diese Ereignisse, die ein dunkles Energienetz um diesen Ort sponnen und ihn zu einem Platz machten, an dem keiner verweilen wollte.





So zog es meine Großeltern und meine Urgroßeltern hier weg, um sich ein Leben in der nächsten großen Stadt aufzubauen und so wuchs ich eben als Stadtkind auf, fernab vom ländlichen Leben und lauschte lediglich den Geschichten "von damals". Am Rande bekam ich immer wieder Gespräche darüber mit, dass der Hof verpachtet wurde. Wechselnde Pächter, die ebenfalls die dunklen Energien nährten oder von ihnen genährt wurden. Allesamt nicht beständig in ihrem Tun, verließen sie früher oder später wieder den Hof. Es gab auch Versuche, den Hof zu verkaufen, die allerdings erfolglos blieben. Lediglich eine wundervolle alte Dame war beständig in ihrem Dasein. Sie lebte als Mieterin (und aus heutiger Sicht würde ich auch sagen: als Hüterin) in dem kleinen unscheinbaren Lehmhaus, welches den Vierseiten-Hof gleich links beschließt. Und so lernte ich auch den Hof als Kind kennen: Als Besucherin eben dieser alten Dame, die umringt von unzähligen Katzen in diesem kleinen Lehmhaus lebte. In meiner Erinnerung war der Hof düster und unheimlich, aber auf der Couch bei der alten Dame, zwischen ihren Katzen ging irgendwie das Licht auf. Es war ein feiner Schimmer, der sie umhüllte und von ihren Katzen geschützt wurde.

Doch die alte Dame starb, die Katzen verließen den Hof und damit erlosch das letzte Licht.


Es waren meine Eltern, die als nächstes hier einkehrten, um dem Hof neues Leben einzuhauchen. Somit kam auch ich hierher. Ungern. An jedem Wochenende. Es gruselte mich vor den alten verlassenen Gebäuden. Der Innenhof war kalt und dunkel. Die umliegenden Bauten voller Müll. Alles roch nach vermoderndem Holz. Der Garten glich einem Dschungel. Meine Eltern waren voller Eifer und wurden angetrieben von großen Träumen: ein Haus im Garten sollte gebaut werden, Pferde und andere Tiere ihren Platz finden. Es lag das Gefühl von "höher, schneller, weiter" in der Luft und ich - noch ein Kind - nahm alles nur im Vorbeigehen wahr. Ich spürte diesen Hof. Ich nahm seine Schwingungen wahr und ich wusste nur eines: Ich will hier weg, denn hier ist nichts Gutes!






Die Jahre vergingen und die dunklen Energien wurden durch meine Familie weiter genährt: Streit, Trennung, Betrug und der Umgang mit den falschen Menschen. Am Ende stand der finanzielle Ruin womit das Aus für die generationsübergreifende Geschichte des Hofes fast besiegelt war. Aber eben nur fast. Denn durch die Hilfe eines Familienmitglieds konnte der Hof vor dem Fremdverkauf gesichert werden und blieb damit in "unserer Hand".


Daraufhin folgte die Entscheidung meiner Eltern, es doch gemeinsam zu versuchen. Diesmal ganz und gar. Also zogen wir alle auf diesen Hof. Als Jugendliche fühlte ich mich hier mehr dahinvegetierend als lebend. Wirklich heimisch wurde ich nie. In meiner Erinnerung fühlt sich alles schwer und dunkel an. Es gab natürlich auch schöne und helle Momente, aber sie waren selten, was auch an dem angespannten Verhältnis zwischen meinem Vater und mir lag. So fasste ich mit 17 Jahren den Entschluss, den Hof zu verlassen, um im Norden Deutschlands eine Ausbildung zu beginnen.


Weg von Zuhause stolperte ich durch mein Leben. Durch einige Höhen und viele Tiefen bahnte sich mein Weg irgendwann in den Süden Deutschlands. Es war eine schnelle Zeit, eine intensive Zeit. Eine Zeit, in der ich mich verloren habe und gefunden wurde (aber dies ist wieder eine andere Geschichte).


Ebenso erging es meinen Eltern, die zwischenzeitlich den Hof verließen, um im Süden Deutschlands ihr Glück zu suchen. Der Hof wurde vermietet, doch er mag eben keine Fremden. Also kam, was kommen musste: die Mietzahlungen blieben aus, der Vertrag wurde gekündigt und meine Eltern kehrten zurück auf einen heruntergewirtschafteten, verwahrlosten Hof. Erneut begannen sie mit dem Aufbau und Renovierungsarbeiten.


Ich selbst kam in dieser Zeit nur noch selten auf den Hof. Immer zu Weihnachten und ab und an mal im Urlaub. Meine Eltern lebten hier ihr Leben, bauten den Hof aus und um und durch die hier von meiner Tante unterhaltene Kneipe war am Hof auch immer Betrieb. Alles wäre gut so gewesen, wenn nicht das Familienmitglied, welches sich damals bereit erklärt hatte, den Hof zu kaufen, Auswanderungspläne geschmiedet hätte, die mit einem so hohen Kredit nicht umsetzbar gewesen wären. Somit schwebte wieder das Wort "Verkauf" über dem Hof und damit auch der Verlust für meine Eltern.

Ich führte damals viele Gespräche mit meinen Großeltern und ich höre noch heute die Worte meines Opas : "Egal was passiert, stecke kein Geld in diesen Hof und nimm dich nicht seiner an!". Am Ende saß ich bei der Bank, führte Kreditverhandlungen und kaufte den Hof, damit meinen Eltern nicht das Dach über dem Kopf genommen würde. Und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt bereits die Sehnsucht nach einem eigenen Hof für mich und meine Tiere hatte, so hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt nie träumen lassen, jemals hierher zurückzukehren. Aber das Leben folgt anderen Gesetzen und der Hof und das Universum hatten andere Pläne.


Meine Großeltern wurden beide schwer krank und verstarben beide im Abstand von zwei Monaten. Ich erbte ihr Haus im Spreewald und damit kamen erstmals die Gedanken, aus dem Süden zurück in die Heimat zu kehren. Aber ihr Haus - so wunderschön es auch war - entsprach nicht meinen Vorstellungen. Ich träumte von einem Ort der Ruhe, wollte Landleben und wenige bis gar keine Nachbarn. Außerdem benötigte ich Platz für meine zwei Pferde und für meine Hunde. Also entschied ich mich zum Verkauf des Hauses und hatte für brandenburgische Verhältnisse plötzlich viel Geld auf dem Konto. Dieses Geld reichte jedoch nicht, um im Süden von Deutschland auch nur den Bruchteil eines Hauses auf dem Land zu kaufen. So spitzte sich die Situation zu und irgendwann hatte ich den Gedanken: "Warum einen Hof kaufen, wenn ich doch einen habe?!" Die Emotionen waren groß, die Gespräche mit meinen Eltern geprägt von diesem Thema. "Sabrina kommt zurück!" Und die Pläne waren phänomenal: Das Lehmhaus sollte ausgebaut werden, der Stall, in dem mein Vater zu dem Zeitpunkt noch Rinder hielt, sollte geteilt werden, um dort einen Platz für meine Pferde zu schaffen. Wir alle wollten gemeinsam auf dem Hof leben und uns gegenseitig unterstützen.


Die Realität sah anders aus, denn die dunkle Energie des Hofes potenzierte sich mit der negativen Energie meines Vaters. Der Umbau verschlang mein Geld. Der Mann, der zu dem Zeitpunkt an meiner Seite war, packte nach zwei Monaten die Koffer und verschwand wieder in den Süden von Deutschland zurück. Ein Streit folgte dem nächsten und am Ende eskalierte alles in der Trennung meiner Eltern und dem damit verbundenen Auszug meines Vaters. Mit meiner Mama allein auf dem Hof war Frauenpower angesagt. Was ich bis dahin nicht wusste: Unsere Ahnen hatten etwas gegen einen frauengeführten Hof. Vieles ging kaputt und viele Tiere starben ohne ersichtlichen Grund. Gefühlt stürzten wir von einer Katastrophe in die nächste. Alles lief schleppend und schwer. Alles war anstrengend.


In der Zeit lernte ich einen Mann kennen und lieben, der mit mir die restlichen Bauarbeiten fertigstellte und mich unterstützte. Schließlich wurde ich schwanger - ein erster Hoffnungsschimmer seit langer Zeit. Ich hatte das Gefühl diesem Hof damit wieder etwas Licht schenken zu können. Als unser Sohn geboren wurde, war das Lehmhaus ausgebaut und ich versuchte mich in meiner Mutterrolle zurecht zu finden. So sehr, dass ich mich selbst mal wieder verloren habe, ohne mir darüber bewusst zu sein. So verging die Zeit. Meine Mama lernte einen wundervollen Mann kennen und zog zu ihm nach Münster. Ich wurde ein weiteres Mal schwanger und wir bekamen einen zweiten Sohn. Das Leben schleppte sich dahin. Zwischen Arbeit, Kindern, Hof, Tieren und einem Mann, der mir nicht die Unterstützung gab, nach der ich mich sehnte, wusste ich nicht mehr, wer ich eigentlich bin. Ich verfluchte den Hof und mein Leben. Alles war schwer und ich fühlte mich wie gelähmt. Schlussendlich trennte ich mich von dem Vater meiner Kinder. Eine kurze Zeit lebten wir noch gemeinsam auf dem Hof, bis er eine andere Frau kennenlernte und zu ihr zog.


Da stand ich nun. Allein mit zwei Kindern, meinen Pferden und Hunden und einem riesigen Vierseiten-Hof, der mich zu hassen schien.

Ich erinnere mich genau an diesen einen Tag, an dem ich auf dem Innenhof stand und dachte: "Ab heute erstmal nur noch Schadensbegrenzung!" Ich versuchte die äußere Fassade aufrecht zu erhalten. Schön die Straße kehren und den Vorgarten pflegen, dann denken die Leute, alles wäre gut. Im Inneren sah ich meinen vermüllten Hof, auf dem alles, was hier mal erbaut worden war so langsam auseinander brach. Heute weiß ich, dass mein Hof mich und mein Innerstes wiederspiegelte. Nach Außen hin lächelnd, während das Innere zusammenbrach. Es war eine Krise. Eine weitere Krise in meinem Leben, in der ich mich so unsagbar allein und verloren fühlte. Allein auf diesem gigantischen Hof, umringt von Dunkelheit und Hoffnungslosigkeit. Da kamen sie wieder - die Gedanken an den Verkauf. Gedanken an eine Wohnung in der Stadt. Aber zugleich fragte ich mich, ist das das Richtige für meine Kinder? Und was ist dann mit meinen Tieren? Was für eine Wohnung könnte ich mir finanziell leisten?


Es ging nicht. Ich war an diesen Hof gefesselt und der Hof an mich. Also kratzte ich meinen letzten Mut zusammen: Ich begann mit kleinen Reparaturen, gefolgt von Aufräum- und Sortierarbeiten. Jede Ecke des Hofes nahm ich mir vor. Ich sortierte, mistete aus, reparierte, pflanzte neu, dekorierte um. Schritt für Schritt. Ganz langsam. Ich spürte seinen Widerwillen. Ich spürte aber auch, wie unsere Seelen kleine Fäden miteinander sponnen. Ich spürte wie ein winziger Schimmer sich in uns ausbreitete, der immer weiter wuchs und zu einem kleinen Licht wurde. Im Frühjahr 2020 - ich pflanzte gerade die ersten Blumen in die Töpfe - hatte ich plötzlich den Gedanken, der alles veränderte: ES IST MEIN HOF! Ich kann hier tun und lassen, was ich möchte. Ich bin frei! Ich bin nicht an ihn gefesselt, sondern er ist meine Schutzhülle und ich bin frei.

In einem solchen beseelten Moment des Glücks fragten mich meine Kinder, wie denn unser Haus eigentlich heißt. Ich war ganz verwundert über die Frage, warum ein Haus einen Namen haben müsse. Mein Jüngster erklärte mir dann, dass doch alles, was lebt einen Namen haben sollte. Ich musste lächeln und fragte sie, wie unser Haus heißen könnte. Nach kurzem Überlegen strahlten mich beide an und sagten: "Narla! Es heißt Narla!" Es war, als hätte jemand Ketten von der Seele gesprengt. Mir liefen die Tränen. Narla. Noch heute schlägt mein Herz schneller, wenn ich diesen Namen höre und spüre, was dahinter steht.



Ab diesem Moment veränderte sich mein Leben:

Ich fand meine Wurzeln, meine Selbstliebe, meinen Sinn im Leben. Ich fand Wesen und Menschen, die mein Leben bereichern und mich auch heute noch immer tiefer zu mir selbst bringen. Ich fand meinen Seelenhüter, der Narla und mich mit seinem Einzug komplettierte. Und ich fand die Magie, die es mir und meinem Hof ermöglicht hat, die generationsübergreifenden Schatten anzuschauen und sie in Liebe gehen zu lassen.


Jahrzehntelang kämpfte dieser Hof gegen die Menschen, die hier lebten, war aber auch nicht bereit uns los zu lassen, denn ein Verkauf wurde immer - aus den verschiedensten Gründen - boykottiert. Jetzt begreife ich langsam, dass wir unwiderruflich miteinander verbunden sind. Unsere Seelen gehören zueinander. Seit so vielen Leben schon.


Wenn ich Narla heute betrachte, entdecke ich jeden Tag eine neue Besonderheit. Alles ist so vertraut und doch neu. An manchen Tagen scheint das Licht anders, oder ein bestimmter Geruch durchströmt mich. Es ist, als würde sie mit mir sprechen. Es ist ein Gefühl von Liebe und Zusammengehörigkeit.


Wir haben uns gegenseitig aus dem Schatten ins Licht geholt. Und genau das ist es, was wir nun an dich weitergeben wollen. Wir reichen dir die Hand und führen dich in dein Licht, wenn du bereit bist mit uns durch deinen Schatten zu gehen.


 


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